Buch: „Gebrauchsanweisung für den Wald“ – eine ehrliche Rezension

Buchrezension für Gebrauchsanweisung für den Wald von Peter Wohlleben

Förster und Buchautor Peter Wohlleben bietet mit seinem kleinen Büchlein für alle Waldspaziergänger, Naturfreunde und angehende Naturfotografen eine Fülle von Fakten, Ratschlägen und Denkanstößen.

Im Netz findet man zahlreiche positive Rezensionen zum Buch. Denen kann ich mich jedoch nur bedingt anschließen, denn die Leidenschaft, die Herr Wohlleben in sein Buch gesteckt hat, wandelt sich stellenweise in, nicht ganz nachvollziehbare kritische Äußerungen zu Themen wie Jagd, Forstwirtschaft, Wildkameras oder dem wiederkehrenden Wolf.

Dem Ein oder Anderen wird Herr Wohllebens kleiner Ratgeber also im Halse stecken bleiben. Warum ich das Buch dennoch empfehle, könnt Ihr in meiner Rezension lesen.

Buchtitel Gebrauchsanweisung für den Wald
Autor Peter Wohlleben
Verlag Piper Verlag GmbH, München/Berlin
Auflage 4. aktualisierte
Erscheinungsjahr 2017
Seitenzahl 231
Lesezeit ca. 5 Stunden
Qualität (Buchbindung, Papier, etc) hochwertiger, fest verklebter farbiger Schutzumschlag (Kunststoff), Bindung und Papier hochwertig
Maße 19,1cm x 12,3cm x 1,9cm
Gewicht 276 g
ISBN 978-3-492-27684-9
Preis 15 € | zu den Kaufoptionen


Buchrücken von Peter Wohllebens Buch Gebrauchsanweisung für den Wald

Meine Buchrezension zu Peter Wohllebens „Gebrauchsanweisung für den Wald“

Die „Gebrauchsanweisung für den Wald“ von Peter Wohlleben ist grundsätzlich ein unterhaltsames, nettes, kleines Buch, führt mit seinem Titel aber ein bisschen in die Irre. Er schneidet jedes Thema, das mit „Wald“ zu tun hat an, geht aber nicht allzu sehr in die Tiefe.
Der Autor beginnt zum Beispiel mit praktischen Tipps, wie man sich im Unterholz bewegt, welche Gefahren dort lauern und wie man trockenen Fußes Bachläufe überquert. Seine Ratschläge gehen hier jedoch nicht über Erfahrungen hinaus, welche die meisten Leser bereits in Ihrer frühen Kindheit gemacht haben dürften. Danach wird das Buch jedoch etwas interessanter. Herr Wohlleben erläutert den korrekten Umgang mit Forstarbeitern, Jägern und Waldarbeitern und gibt Tipps zur Spurensuche im Wald.

Das Buch schafft es nicht ganz, dem Titel „Gebrauchsanweisung“ gerecht zu werden, dafür liest es sich wie ein Roman und enthält viele Fakten und interessante Denkanstöße


Bei der Spurensuche fällt das erste mal auf, dass das Buch dem Titel „Gebrauchsanweisung“ nicht gerecht wird. Alle Beschreibungen im Buch von Tierspuren oder zur Baumbestimmung sind nicht bebildert und recht kompakt gehalten. Dennoch erfährt man hier einige interessante Fakten und wird gut unterhalten. Weiter geht es mit überraschend interessanten Einblicken in das Leben unserer heimischen Wildtiere und wie und wann die besten Beobachtungen von Wildtieren möglich sind. Wer gerade mit der Naturfotografie beginnt, sollte hier einige Aha-Momente erleben.

Zwischendurch taucht im Buch immer wieder Kritik an der Fortwirtschaft, an der Jagd im Allgemeinen, an Wildkameras oder die kommerzielle Nutzung von Wäldern auf. Dabei vertritt Peter Wohlleben meist weitsichtige und nachvollziehbare Ansichten zugunsten der Natur, informiert über den Zustand unserer Wälder und tut seine Meinung darüber kund, was in der Forstwirtschaft alles falsch läuft. Stellenweise ist er in seiner Haltung aber derart radikal, dass einem Zweifel an der Objektivität des Autors aufkommen.

Was mir persönlich besonders aufgestoßen ist, sind seine Haltungen zu Wildkameras.
Er ist der Ansicht, dass Wildkameras in Wäldern grundsätzlich verboten werden sollten. Dabei erlauben sie Naturliebhabern und Hobbyforschern (nicht nur Jägern!) einen einmaligen Einblick in das Leben und Verhalten von Wildtieren. Ja, es sollten Regeln gefunden werden, die alle Beteiligten weitgehend zufrieden stellen, aber diese radikalen Aussagen von öffentlichkeitswirksamen „Experten“ wie Peter Wohlleben kann ich nicht nachvollziehen.

Peter Wohlleben ist der Meinung, dass der Jäger mit der Wiederkehr des Wolfes seine Rechtfertigung zur Jagd verliert


Weiter geht´s mit dem Thema Wolf. Er geht auf die Besonderheiten des Wolfs als Beutegreifer ein und welche Veränderungen er in unseren Wäldern verursachen würde. Dabei steht er jedoch vollkommen auf der Seite der Wölfe und vergisst, dass wir Menschen den Wolf nicht ohne Grund komplett verdrängt haben. Eine völlig andere Haltung nimmt der Autor beim Thema Bären ein. Da sie keine Scheu vor dem Menschen zeigen, hält der Buchautor ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Bären im Gegensatz zu Wölfen für deutlich schwieriger.

Weiter geht´s mit Tipps zur Gewinnung von Brennholz. Trotz Zusammenhang will es einfach nicht in das Buch passen, zerstört die Leseromantik und ich fand es sehr uninteressant. Liest sich ähnlich spannend wie ein Fachbuch über Technisches Zeichnen.

Buchzitat: „Das Asseln mit Krebstieren verwandt sind, schmeckt man sofort heraus“


Danach wird es jedoch wieder interessanter. Herr Wohlleben beschreibt, wie man sich bei schlechtem Wetter im Wald verhält und welche Baumarten man meiden sollte. Wusstest du, dass bei Nebel eine erhöhte Gefahr von herunterfallenden Ästen herrscht? Außerdem gibt es ein bisschen Bushcrafter-Wissen. Mit dabei sind Tipps zur Ernährung im Wald, wie essbare Teile von Fichten, Kaffeeersatz aus dem Wald, oder welche Insekten im Wald verzehrt werden könnten. Auch das Feuermachen im Regen und Tipps zur Notdurft werden angeschnitten.

Richtig gut finde ich die Gebrauchsanweisung gegen Mücken und Zecken. Er beleuchtet auch die Themen FSME, Tollwut und Fuchsbandwurm.

Auch das Thema Waldgräber wird aufgegriffen und hat mich persönlich das erste mal dazu bewegt über meine eigene Beerdigung nachzudenken.

Danach folgt ein Abschnitt über Bekleidungstipps, nachdem man eigentlich genauso schlau ist wie vorher. Zum Schluss wird der Leser noch mit den Abläufen im Wald zu den unterschiedlichen Jahreszeiten vertraut gemacht. Diese Kapitel gehören ganz klar zu den Stärken des Buches.

Fazit

Cover und Buchrückseite von Peter Wohllebens Werk Gebrauchsanweisung für den WaldNach den Fotoaufnahmen wurde auch der Duft des Buches dem Titel gerecht :-)

Meine persönliche Bewertung:

Insgesamt gesehen ist die „Gebrauchsanweisung für den Wald“ von Peter Wohlleben ein unterhaltsames, interessantes und grundsätzlich leicht verdauliches Buch.

Aber wenn Herr Wohlleben seine radikalen Ansichten zur Forstwirtschaft, zur Jagd, Wölfen oder Wildkameras zum Besten gibt, fühlt sich das Buch stellenweise doch etwas schwer im Magen an. Durch seine eher knappen Erklärungen, kann man seinen Standpunkt zum jeweiligen Thema auch nicht immer zu 100% nachvollziehen. Wer aber kein Problem damit hat über den Tellerrand der eigenen Ansichten zu schauen, der wird das Buch genauso verschlingen wie ich.

Würde ich das Buch trotz aller Kritik in dieser Rezension empfehlen? Für Einsteiger in die Thematik ein klares „Ja“. Ich wollte das Buch nicht beiseite legen und habe den ein oder anderen Denkanstoß erhalten. Und gerade weil der Autor radikale Haltungen vertritt, bleibt die Lektüre abwechslungsreich.

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Beitrag zuletzt bearbeitet am 27.01.2021

Über den Autor

Sven Caspers Naturfotograf

Geschrieben von Sven Caspers. Naturfotograf, Gießereimeister und Inhaber von waldfoto.de
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